Die Wärme einer Freundschaft
Die Wärme einer Freundschaft

Die Wärme einer Freundschaft

Ella und Emilie waren, seitdem sie sich zum ersten Mal im Kindergarten begegnet waren, beste Freundinnen. Wenn sie nicht zusammen waren, dann telefonierten sie stundenlang. Wenn sie zusammen waren, waren sie sich immer einig: bei dem, was sie spielen wollten, oder wohin sie gehen wollten. Sie fühlten sich so verbunden, auch wenn sie nicht beieinander waren. Es war immer eine unbeschwerte Freundschaft gewesen.

Doch vor zwei Jahren war Emilie an Leukämie erkrankt. Ella machte sich große, schon fast wahnsinnige Sorgen um ihre beste Freundin. Sie fühlte sich so leer wie in einem unendlichen vernebelten Tunnel. Wann immer sie durfte, verbrachte sie ihre Zeit bei Emilie. Es gab Tage, da war Emilie die alte und wollte den Krankenschwestern und Ärzten viele lustige Streiche spielen. Doch an anderen Tagen verhielt sie sich als wäre eine eiskalte Glasscheibe zwischen ihnen. Sie war müde und erschöpft. Sie redete kaum. Da musste Ella die Rolle der unternehmenslustigen übernehmen. Wenn nicht bloß dieses erstickende Gefühl im Raum wäre. Auch wenn Ella in der Schule war, immerzu musste sie an ihre Freundin und das kalte blaue Neonlicht im Krankenhaus denken.

Es war wieder Freitag und sie durfte wieder zu Emilie ins Krankhaus gehen. Doch als sie durch die Milchglasscheibe ins Emilies Zimmer lugte, war ihr Bett säuberlich aufgeräumt und ihre Sachen, die immer überall im Zimmer verstreut lagen, waren nicht mehr da. Ella fühlte, als wenn ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten. Alles um sie herum drehte sich. Panisch klammerte sie sich am Türgriff fest. Hatte sie ihre beste Freundin für immer verloren? Sie hatte das Gefühl, der neblige Raum, den sie immer um sich gespürt hatte, fing an sich auszubreiten, um sie für immer zu verschlingen.

Plötzlich hörte sie eine sanfte Stimme hinter sich: „Willst Du etwa für immer hier Wurzel schlagen? Soll ich Dir den Arzt holen? Ich würde Dir nicht empfehlen, hierzubleiben, das Essen hier ist nur was, für Leute deren Geschmacksknospen herausoperiert wurden. Oder können wir endlich zusammen ein Eis essen gehen? Ich wurde soeben nach Hause entlassen!“ Leicht benommen, drehte sich Ella um und erblickte Emilie. Auf einmal vergaß Ella all die Kälte, die sie zuvor gespürt hatte. Sie wollte nur noch ihre Freundin umarmen.

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