Licht bedeutet Hoffnung
Licht bedeutet Hoffnung

Licht bedeutet Hoffnung

An einem Abend in der von Lichtern umgebenen, romantischen Stadt Paris lief ein Mädchen durch die Straßen. Ihr Name war Noelle. Während das Kind einsam herumlief, sah es den vielen Menschen dabei zu, wie sie Hand in Hand über den Weihnachtsmarkt flanierten. Der Duft von gebrannten Mandeln stieg ihr in die Nase. Doch die konnte sich Noelle nicht leisten. Traurig setzte sie sich in den dunklen Schatten eines Hauses. Schluchzend betete sie: „Herr Gott, bitte hilf mir. Ich möchte nur meine Eltern wiedersehen und erfahren, warum sie mich zurückgelassen haben. Bitte.“

In ihrer alten Sammelbüchse, in die Passanten ihr manchmal etwas Geld hineinwarfen, zählte Noelle siebenundsiebzig Cent. „Das ist okay“, versicherte sie sich selbst, auch wenn es nicht viel brachte. In dem Moment tauchte eine schwarze Katze aus dem Schatten des Hauses auf.

„Hallo, kleines Kätzchen. Wer ist denn dein Besitzer?“, fragte sie. Die Katze blieb still.

„Hast du keinen? Weißt du, ich verstehe dich. Ich weiß, wie es sich anfühlt, und zwar aus eigener Erfahrung.“ Das Kätzchen miaute und verschwand dann wieder. Noelle lächelte.

Sie fragte sich, was sie machen sollte. Sie hatte nichts weiter vor, deswegen beschloss sie durch die Rue de Jeéne zu spazieren. Alle fürchteten sich vor dieser Straße, da sie unheimlich dunkel ist und die Häuser unbewohnt schienen. Dagegen waren die meisten Gegenden in Paris von schönen und leuchtenden Lichtern erhellt. Diese Straße hingegen schien nicht normal. Doch Noelle sah das anders. „Warum haben alle solche Angst? Es ist nur eine stille, etwas finstere Straße. Ich bin in der Dunkelheit aufgewachsen. Sie macht mir keine Angst.“ Diese Worte auszusprechen, tat ihr weh, aber es war die Wahrheit. Ihr ganzes Leben war Noelle auf sich gestellt und bereits daran gewöhnt. „Ich habe keine Angst, mir passiert ni…“, begann sie und wurde von einem Scheppern unterbrochen. „Aber… das war nur Fantasie. Ganz bestimmt.“

Schritte näherten sich nun hörbar. Gleich darauf fand Noelle sich an die Wand geschleudert und mit festgehaltenen Handgelenken wieder.

„Nein! Lass mich! Du fieser…. du mieser…“, fing sie an, kaum in der Lage weiterzusprechen. Ganz fest hielt sie ihre Augen geschlossen und Noelle betete, die Person würde verschwinden. Nach einer gefühlten Ewigkeit lies die Person von ihr ab. Noelle öffnete langsam ihre Augen und entdeckte einen schluchzenden Jungen.

„Hallo. Alles okay? Weinst du…?“, fragte sie verunsichert.

„Weinen? Natürlich nicht! Hab‘ nur was im Auge“, antwortete der Junge ohne aufzuschauen. „Entschuldige… Ich wollte nicht… ich hatte nur Angst. Ich kann meine Eltern nicht finden“, seufzte er, „ich bin Louis.“

„Noelle. Ich könnte dir beim Suchen helfen. Aber frag nicht nach einem Handy. Betrachte mich genau und du wirst sehen, dass ich so etwas nicht besitze.” Louis nickte. „Danke! Vielen Dank!”

„Bitte! Seit dreißig Minuten löcherst du mich mit Fragen. Mach eine Pause!“, rief Noelle genervt. Nachdem Louis sie während der Suche über ihr Leben ausgefragt hatte, war ihre Geduld nun am Ende.

„Du bist echt mutig, weißt du das? Und rate mal.  Ich habe eine Überraschung für dich, weil du sie wirklich verdienst“, sagte Louis. Noelle schaute ihn fragend an. Die Kinder standen vor dem leuchtenden Eiffelturm. „W-was? Der ist so schön. Wow…“, staunte Noelle, „aber was nun?“ Ohne zu antworten, kramte Louis 40,80€ hervor. Fünfzehn Minuten später standen die beiden Kinder auf der Spitze des Eiffelturms.

„Ich glaube nicht, dass du das getan hast. Das ist wirklich… nett. Danke! Schau! Der Weihnachtsmann!” Louis lachte. „Das ist eine Sternschnuppe! Wünsch dir was!” Noelle wusste ihren Wunsch längst. Sie wollte, dass niemand mehr an Armut litt.

„Lass und runtergehen und weiter nach meinen Eltern suchen.” Noelle nickte.

Kurz darauf fanden sie Louis’ Eltern. „Louis! Da bist du ja! Wir waren krank vor Sorge!”, schluchzte seine Mutter. „Wen hast du da mitgebracht?“ Noelle wurde rot. Sie sprach nicht oft mit anderen. „Das ist Noelle. Sie hat mir geholfen, euch zu finden.“ Nach einem Moment der Stille fragte Louis’ Vater: „Bist du obdachlos?“ Noelle nickte stumm.

„Ist es möglich? Bist du Alices und Noahs Tochter? Sie haben einen tragischen Brand nicht überlebt und mussten ihr Kind zurücklassen. Unsere Freunde…“ Die Augen von Louis Mutter erröteten. Hatte Noelle wirklich gerade erfahren, was geschehen ist? Würde sie also für immer allein bleiben? Aus ihrem Mund rutschten die Worte: „Was ist passiert?“ Louis‘ Mutter meinte: „Es war schrecklich. Ein Feuer verwüstete das Haus und die Einzige, die überlebt hat, war ihre ganz kleine Tochter, Noelle. Sie war gezwungen allein zu leben. Und das warst…du. Noelle wollte nicht glauben, dass sie das wirklich gehört hatte. Jeden Tag ihres Lebens hat sie sich danach gesehnt, herauszufinden wo und wer ihre Eltern waren, und dann fand sie heraus, dass sie sie nie kennenlernen würde. Bedrückt versuchte, sie ihre Gedanken zu ordnen. Plötzlich hörte sie Louis’ Mutter sagen: „Bleib doch bei uns.”

Nach Weihnachten blieb Noelle erstmal für eine Zeit bei Louis. Sie fühlte sich mittlerweile sehr wohl. Eines Tages beim Frühstück meinte Louis’ Mutter: „Wir haben ein Geschenk für dich, Noelle.  Es kommt spät, aber es ist besonders.“ Aufgeregt fragte Noelle, was es war.

„Wir… werden dich adoptieren.” Noelle traute ihren Ohren kaum. Vor Freude brach Noelle in Tränen aus und fiel ihren neuen Eltern um den Hals.

„Ich habe Eltern?”

„Und einen Bruder!”, fügte Louis hinzu.

„Eine Familie?”

„Ja.”

Nie hatte Noelle solche Freude verspürt wie in dem Moment. „Wisst ihr? Ich werde eine Aktion starten, um Menschen in Armut zu helfen! Nach meiner langen Zeit auf der Straße weiß ich wie es ist und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um den Leuten in Not zu helfen. Ihr neuer Vater meinte: „Tolle Idee! Wir sind stolz, zwei so wundervolle Kinder zu haben.”

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